In dem vorhergehenden Blogbeitrag „EWM Wellenmanagement“ haben wir Ihnen das Wellenmanagement im Modul EWM der SAP vorgestellt. Diese Funktionalität des weltgrößten ERP-Anbieters ist jedoch im EWM nicht völlig neu. Eher ein Ausbau oder eine Weiterentwicklung, denn bereits das WM stellt eine ähnliche Funktionalität, jedoch in eingeschränkter Form, für den Nutzer zur Verfügung. Nur wird es hier nicht als „Wellenmanagement“ sondern als „Kommissionierwellen“ bezeichnet. Der Zweck hinter beiden Begriffen ist jedoch grundlegend derselbe. Übergreifend gesagt sollen Aufgaben in einem Lager mit ähnlichen Merkmalen zu Arbeitspaketen gebündelt werden und so gemeinsam bearbeitet werden können. Dies hat zur Folge, dass Lagermitarbeiter effektiver arbeiten können, und beispielsweise Wegzeiten einsparen.

 

In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen nun den Unterschied zwischen den beiden Lösungen aufzeigen.

 

Kommissionierwellen im WM

Kommissionierwellen können genutzt werden, um eine Feinplanung für die Kommissionierung durchzuführen. Dabei werden Arbeitspakete für die Kommissionierung gebildet. Synonym für das „Arbeitspaket“ ist in diesem Fall die „Welle“. Wellen bestehen aus Lieferungen, die zeitlich gemeinsam bearbeitet werden sollen.

 

Grundsätzlich können Wellen automatisch oder manuell angelegt werden. Sofern sie automatisch gebildet werden, orientieren sie sich an Zeitkriterien. Um eine Kommissionierwelle nach Zeitkriterien anzulegen, muss ein Arbeitstag durch Zeitscheiben in kleine Einheiten unterteilt werden. Zusätzlich dazu muss noch eingestellt werden, anhand welches Vergleichzeitpunkts die Wellen gebildet werden sollen, z. B. dem Warenausgangszeitpunkt. Nun kann das System anstehende Lieferungen nach

  1. Datum,
  2. Uhrzeit,
  3. und Lieferpriorität

 

sortieren und den passenden Kommissionierwellen zuordnen.

 

Es ist möglich für Kommissionierwellen eine Kapazitätsbeschränkung einzustellen. Ist dies geschehen so endet die Zuordnung, sobald die Kapazitätsschranke erreicht ist.

 

Kommissionierwellen können in der Transaktion VL35 angelegt werden, in der VL36 geändert werden und über die VL37 im Kommissionierwellenmonitor angezeigt werden.

 

Im Folgenden ein Beispiel, in dem als Vergleichszeitpunkt der Warenausgangszeitpunkt gewählt wurde.

 

Das Customizing finden Sie im unter folgendem Pfad:

Logistics Execution > Versand > Kommissionierung > Kommissionierwellen


 

Wellenmanagement im EWM

Mithilfe des Wellenmanagements im EWM kann der Anwender die Arbeit im Lager organisieren. Dabei werden Lageranforderungspositionen von internen Umlagerungen, Umbuchungen oder Auslieferungen gruppiert, um eine Abarbeitung unter Berücksichtigung von Terminen und Auslastungsaspekten zu ermöglichen. Ein wesentliches Ziel ist es, die anstehende Arbeit so früh wie nötig und so spät wie möglich mit einer optimalen Arbeitseffizienz in den operativen Arbeitsablauf einzusteuern. Um dies zu erreichen, werden die Positionen aus Lageranforderungen, die in etwa zur gleichen Zeit kommissioniert und bearbeitet werden sollen, in geeignete Wellen gebündelt. Das Wellenmanagement kann für Lageranforderungen auf Basis von Auslieferungen, von Umbuchungen und internen Umlagerungen verwendet werden.

 

Genau wie im WM kann auch im EWM die Wellenbildung automatisiert oder manuell erfolgen. Im automatisierten Fall müssen sogenannte Wellenvorlagen verwendet werden, im manuellen Fall ist die Nutzung dagegen optional. Wellenvorlagen sind Stammsätze, die aus verschiedenen Attributen bestehen, mit denen bestimmt wird, welche LANF-Positionen in die Welle aufgenommen werden. Die Wellenvorlage besteht aus Folgenden wesentlichen Attributen:

  • Wellenfreigabemethode
  • Wellenart
  • Wellentyp
  • Wellenzuordnung auch nach Wellenfreigabe möglich
  • Verhalten bei Kommissionierzurückweisung
  • Wellensperrzeit
  • Wellenfreigabezeit
  • Kommissionierende Zeit, verpackende Zeit, Bereitstellungsende-Zeit
  • Wellenendzeit
  • Kapazitätsprofil

 

Entsprechende Wellenvorlagen werden in der Transaktion /SCWM/WAVETMP erstellt.

 

Eine Welle, die unter anderem aus der Wellenvorlage erstellt werden kann, besteht dann aus einem Kopf und aus Positionsinformationen. Die Wellenkopfinformationen Wellenart, Wellentyp und Freigabemethode stammen aus der Wellenvorlage, die Zeiten, wie z. B. Sperrdatum, Freigabedatum stammen aus der Wellenvorlageoption, die aus der Wellenvorlage ermittelt wird. Die angezeigten Gewichts- und Volumendaten werden aufgrund der Wellenposition berechnet. Die Wellenpositionen können dagegen z. B. aus Auslieferungspositionen bestehen, die der Welle zugeordnet wurden. Wellen können in der Transaktion /SCWM/WAVE angelegt, bearbeitet oder angezeigt werden.

 

Genaueres zum „Wellenmanagement im EWM“ finden Sie im oben genannten Blogbeitrag.

 

Fazit

Ein Hauptunterschied zwischen der Thematik im WM und EWM ist auf jeden Fall der Anwendungsbereich des Wellenmanagements. Im WM kann dies nur genutzt werden, um Lieferungen gemeinsam zu verarbeiten. Im EWM dagegen kann es interne Umlagerungen, Umbuchungen oder Auslieferungen effizienter gestalten.

 

Des Weiteren unterschieden sie sich noch in der Art, wie die Wellen gebildet werden. Im EWM werden die Positionen den passenden Wellenvorlagen zugeordnet. Das WM arbeitet hier mit Zeitscheiben und Kommissionierwellenraster, um die einzelnen Lieferungen den passenden Wellen mitzugeben.

 

Es ist nicht wellenmanagementspezifisch, jedoch unterscheiden sich die beiden selbstverständlich noch in den Transaktionen sowie im Customizing. Im Folgenden eine Tabelle mit den wichtigsten Transaktionen:

 

WM EWM
VL35 – Anlegen gemäß Lieferzeitpunkt /SCWM/WAVE – Wellen pflege
VL36 – Kommissionierwelle ändern /SCWM/WAVETMP – Wellenvorlage pflegen
VL37 – Kommissionierwellenmonitor /SCWM/WDGCM – Konditionspflege für Wellenfindung

 

Falls Sie noch weitere Fragen zum Thema haben, können Sie sich jeder Zeit an einen unserer SAP-Berater wenden – wir helfen Ihnen gerne weiter.