Automotive ist eine der größten Branchen in Deutschland. Wenn man sich hiermit näher beschäftigt, stößt man unweigerlich auf das Thema „Just in Time“ und „Just in Sequence“.

 

Was es damit auf sich hat und wie dies in SAP umgesetzt wird, beleuchten wir in einer Serie von mehreren aufeinander aufbauenden Blogbeiträgen. In diesem ersten Beitrag soll eine grundlegende Einführung in das komplexe Thema erfolgen.  Diese Thematik begrenzt sich nicht nur auf Automotive sondern ist auch in anderen Branchen relevant.

Just in Sequence und Just in Time

Just in Sequence und Just in Time, abgekürzt als JIT und JIS, kennt man vor allem aus der Automobilindustrie. Hierbei sollen Materialien vom Lieferanten nur zu bestimmten Zeiten (JIT) und / oder in bestimmter Reihenfolge (JIS) geliefert werden. Oft ist dabei sogar die Produktion des Lieferanten (in der Automobilindustrie auch 1-Tier genannt) ganz nach dem Bedarf des OEMs („Original Equipment Manufacturer“), in diesem Fall dem Fahrzeughersteller, ausgerichtet. Materialien werden also bei „Just in Time“ nur in der Stückzahl und zu dem Zeitpunkt produziert und geliefert, wie sie auch tatsächlich benötigt werden. Bei „Just in Sequence“ kommt die Reihenfolge der Materialien bei der Lieferung ins Spiel: hierbei muss der Lieferant sicherstellen, dass die bestellte Ware so verpackt und geliefert wird, dass sie in der benötigten Reihenfolge am Fließband ankommt. Meist kommt JIT und JIS in Kombination vor: Die Materialien kommen also in exakten Mengen zu genauen Zeitpunkten in der benötigten Reihenfolge beim Besteller an.

 

Im Folgenden wird der Ablauf anhand eines Beispiels verdeutlicht:

Auf dem Fließband des OEMs sollen von 15 bis 15:30 Uhr in drei Autos Sitze eingebaut werden. Dafür braucht der OEM diese Sitze, die er auch erst so kurz wie möglich vor der Montage vor Ort haben will. PKWs sind heutzutage oft individuell ausgestattet, das erste Auto wurde mit schwarzen Stoffsitzen, das zweite mit schwarzen Ledersitzen und das dritte mit braunen Ledersitzen bestellt. Die Reihenfolge der auf dem Fließband ankommenden Autos ist festgelegt und in der entsprechenden Reihenfolge, Menge und Zeit sollen nun auch die Sitze geliefert werden. Somit wird hier Just in Time sowie auch Just in Sequence benötigt.

Gründe für JIT/JIS

Warum der OEM seine benötigten Materialien nicht wie üblicherweise bestellt und bis zum Gebrauch einlagert, hat mehrere Gründe. Folgende sind dabei besonders ausschlaggebend:

  • Reduzierung der Lagerkosten / des Lagerplatzes
  • Reduzierung der eigenen Logistikaufwände
  • Reduzierung des gebundenen Kapitals
  • Individuelle Kundenbestellungen lassen sich leichter durch dementsprechend individuelle Bestellungen beim Lieferanten umsetzen

Umsetzung in SAP

In SAP wird generell keine bzw. kaum eine Unterscheidung zwischen JIT und JIS vorgenommen. Um die Thematik umzusetzen, gibt es die Lieferpläne. In Lieferplänen wird festgehalten, in welchen Zeiträumen welche Materialien in welchen Mengen benötigt werden. Allerdings steht die Reihenfolge der Fahrzeuge oft noch nicht bei Erstellung des Lieferplans fest, sondern erst einige Stunden vor der Montage. Um dies abzubilden gibt es Lieferabrufe. Diese basieren auf dem Lieferplan und können bestimmte Materialien innerhalb eines Zeitraums abrufen.

 

Abrufe teilen also Lieferungen auf. Es gibt allerdings verschiedene Arten von Abrufen, beginnend mit dem Lieferabrufen, über die Feinabrufe und die Planabrufe bis zu den Sequenzabrufen.

 

Der Lieferant erhält diese Abrufe und kann dann dementsprechend die Ware ausliefern. Der Wareneingang beim OEM wird beim JIT/JIS Verfahren erst dann gebucht, wenn die Teile im Fahrzeug eingebaut sind. Für andere Teile in der Automobilindustrie wird ein mehrstufiger Wareneingangsprozess benötigt.

Fazit und Ausblick

JIT und JIS beschreibt die zeit-, mengen- und sequenzgenaue Lieferung von Materialien zum OEM und kann mit SAP umgesetzt werden. Als Vorteile lassen sich vor allem die Einsparung von gebundenem Kapital sowie Lagerplatz und Kosten hervorheben. In SAP werden dafür Lieferpläne angelegt, für diese man wiederum Lieferabrufe anlegen kann.

Wie genau die einzelnen Abläufe aussehen und welche Nachrichtentypen und Aktionen genutzt werden, wird in den kommenden Beiträgen der Serie erläutert.

Worauf Sie sich in den nächsten Beiträgen freuen können:

  • Lieferpläne mit Abrufarten
  • Nachrichtentypen und VDA Standards
  • JIT/JIS Aktionen und Prozessübersicht