In diesem Blogbeitrag wird die Bewertungsklasse im Materialstamm in SAP MM genauer erläutert und definiert. Der Materialstamm beinhaltet spezifische Informationen zu einem Artikel bzw. Material, z.B. Grunddaten und Einkaufsdaten oder gibt Auskunft über die Lagerhaltung.

 

Ziel dieses Beitrags ist es, herauszuarbeiten welche Funktion die Bewertungsklasse hat, wo die Abgrenzungen liegen und welche Neuerungen es in S/4HANA gibt. Zu einer besseren Veranschaulichung werden noch einige Beispiele und Screenshots aufgezeigt.

 

Was ist die Bewertungsklasse?

Die Bewertungsklasse in SAP gruppiert die Materialien nach Materialart. Zum Beispiel kann eine Klasse für Rohmaterialien verwendet werden, eine andere für Fertigwaren und eine andere für Ersatzteile. Die Bewertungsklasse ermöglicht somit, Bestandswerte von Materialien mit der gleichen Materialart für unterschiedliche Sachkonten zu buchen. Dennoch bietet sie die Möglichkeit, Bestandswerte mit abweichenden Materialarten auf einheitliche Sachkonten zu erfassen.

 

Es werden Faktoren für die Sachkonten bestimmt, die bei einem weiterführenden und relevanten Vorgang (z.B. Wareneingang) dokumentiert werden. Für die Anlage eines neuen Materials muss der Benutzer für den anzulegenden Artikel eine Bewertungsklasse hinterlegen.

 

Welche Funktion beinhaltet die Bewertungsklasse?

Durch die Bewertungsklasse werden, wie oben bereits beschrieben, Materialien mit einer ähnlichen Eigenschaft zusammengefasst und können so gezielt angezeigt oder gefiltert werden. Das System prüft anhand der Standardeinstellungen, ob die Bewertungsklasse mit dem Material zugelassen werden kann (Denkmuster: der Artikel „Lack“ –> Kategorie „Farben“ = i.O.).

 

Über die Bewertungsklasse kann zudem gesteuert werden, auf welche Sachkonten Warenbewegungen (d.h. Bestand, Verbrauch, etc.) gebucht werden kann. Es werden zum Beispiel alle Artikel, die als Zubehör geführt werden, unter der Nummer 2020 gesteuert. Einen Ausschnitt denkbarer Bewertungsklassen zeigt die folgende Tabelle:

Bewertungsklasse Bezeichnung
2005 Farben
2020 Zubehör
2030 Hilfs- und Betriebsstoffe
2100 Handelsware

 

Wo werden Einstellungen zur Bewertungsklasse am Materialstamm vorgenommen?

Die Einstellung der Bewertungsklasse eines Materials erfolgt über den Materialstammsatz. Hierzu wird die Transaktion MM02 aufgerufen und die bereits existierende Materialnummer eingegeben.

Es öffnet sich die Sichtenauswahl am Materialstamm. Hier wird die Sicht „Buchhaltung 1“ ausgewählt und mit dem grünen Haken bestätigt.

Im nächsten Schritt muss das betroffene Werk noch gewählt werden – ebenfalls wieder mit dem grünen Haken bestätigen.

Die Maske „Buchhaltung 1“ wird geöffnet und unter „Allgemeine Bewertungsdaten“ können Einstellungen vorgenommen werden.


Die Abgrenzung der Bewertungsklasse zum
Projektbestand bzw. zum Kundenauftrag

Der wesentliche Unterschied im Materialstammsatz des Projekt- / Kundenauftrages liegt in der Erstellung eigener Bewertungsklassen und damit einhergehend auch eigenen Bestandskonten. Die Bewertungsklasse muss auch erst dann angegeben werden, wenn die Bestandsart einer anderen Klasse zugeteilt werden soll als die bisher schon bewerteten Bestände des Materials.

 

Der Kundenauftragsbestand ist dem Kundenauftrag fest zugeordnet und dient dessen Ausführung. Dieser Bestand kann nur für einen reservierten Auftrag verarbeitet werden. Ist exakt dieser Bestand bewertet, wird die Qualität sofort in der Finanzbuchhaltung dokumentiert. Im Projektbestand ist die Menge eines Materials, die direkt diesem Projekt zugesprochen wird, im Bestand reserviert und kann nicht für andere Zwecke verwendet und verbucht werden. Ebenfalls wird der Bestand in der Finanzbuchhaltung erfasst und verarbeitet, sobald die Bewertung vorgenommen wurde.

 

Da zum Teil in einem Projekt sehr viele Phasen auftreten, sind dementsprechend gesonderte Prozesse nötig, die mit Hilfe der eigens erstellten Klassen und Konten abgebildet werden. Wobei hingegen im Materialstamm für die Anlage eines neuen Materials keine individuellen Bewertungsklassen angelegt werden können.

 

Customizing der Bewertungsklasse

Im Customizing können Einstellungen, sowie auch Änderungen, unter folgendem Pfad umgesetzt werden: SPRO – SAP Referenz-IMG – Logistik Allgemein – Materialstamm – Grundeinstellungen – Materialarten (siehe untenstehendes Bild)

 

Folgende Anpassungen können hier vorgenommen werden:

  • Alle Materialien einer Materialart werden exakt einer Bewertungsklasse
  • Verschiedene Materialien derselben Art werden verschiedenen Bewertungsklassen
  • Materialien mit unterschiedlichen Materialarten werden zu einer Klasse gruppiert


 

Gibt es Neuerungen im S/4HANA zur Bewertungsklasse?

Ja, gibt es! Neben der Definition der Standard-Bewertungsklassen (siehe untenstehende Nennung), ist es nun möglich, besonders wertvolle Rohstoffe oder auch Materialien mit hohen Preisschwankungen gesondert zu bewerten.

 

Klassische Bewertungsklassen sind hierbei:

  • Rohstoffe
  • Halbfabrikate
  • Fertigerzeugnisse
  • Handelsware
  • Hilfs- und Betriebsstoffe

Im Customizing kann nun zudem definiert werden, welche Bewertungsklassen bei der Pflege eines Materials zur Auswahl stehen. Hierdurch kann die Gefahr von Falscheingaben im Materialstamm deutlich reduziert werden.

 

Eine weitere Neugestaltung zur Bewertungsklasse ist das gesamte Customizing, welches unter einem einzigen Punkt zusammengefasst ist. Dies findet sich unter folgendem Pfad:
Materialwirtschaft – Bewertung und Kontierung – Kontenfindung – Kontenfindung ohne Assistent – Bewertungsklassen festlegen

Ab diesem Punkt ist die Bearbeitung der drei Ansichten Kontoklassenreferenz, Bewertungsklasse & Material/Kontoklassenreferenz vorgesehen.

 

Fazit

Dieser Blogbeitrag soll Ihnen einen Einblick in das Themengebiet Bewertungsklasse geben sowie wo und wie man diese in SAP MM anlegt – wir hoffen, dies erreicht zu haben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass über die Funktion der Bewertungsklasse die verschiedenen Materialarten eingruppieren lassen und über diese gesteuert werden. Individuelle Anpassungen hinsichtlich der Bewertungsklasse werden im Customizing entsprechend geändert und umgesetzt.