Einführung

Beziehungstypen sind von grundlegender Bedeutung für die Abbildung von Beziehungen unterschiedlicher Business Partner. Der Business Partner bzw. Geschäftspartner wird im Blogbeitrag „Business Partner im S/4HANA“ detailliert erklärt. Wer sich über die einzelnen Schritte der Business Partner Einführung schlau machen will, ist im Beitrag „Geschäftspartnereinführung – ein wesentlicher Schritt zur S/4 HANA-Einführung“ gut aufgehoben.

 

In diesem Artikel wollen wir nun zeigen, was Beziehungstypen sind, wie sie in SAP genutzt werden können und wo die Grenzen des SAP Standards in Bezug auf Beziehungstypen liegen.

Was sind Beziehungstypen und wozu werden sie genutzt?

Beziehungstypen beschreiben und definieren die Beziehung zwischen Business-Objekten. Sie werden genutzt, um Business-Objekte zueinander in Beziehung zu setzen. Die gängigste Verwendung finden Sie bei der Beziehungsbeschreibung von Ansprech- und Geschäftspartnern.

 

Hier eine Auflistung möglicher, eigens gecustomizter Geschäftspartner-Beziehungstypen:

  • „ist Notfallkontakt von…“
  • „ist Hauptansprechpartner von…“
  • „ist Vertriebsleitung von…“
  • „ist Vertriebsmitarbeiter Außendienst von…“

 

Denkbar sind natürlich viele weitere Beziehungstypen.

 

Ein Beziehungstyp unterscheidet sich grundsätzlich nach seiner Art und Kardinalität. Bei der Art wird zwischen hierarchisch, aggregierend, referentiell und extern unterschieden. Hierarchische, aggregierende und referentielle Beziehungstypen setzen voraus, dass der Ziel-Entitätstyp vom Start-Entitätstyp existenzabhängig ist.

  • Hierarchisch: beschreibt und definiert der Ziel-Entitätstyp den Start-Entitätstyp genauer.
  • Aggregierend: ist bei der Bildung des Ziel-Entitätstyps mindestens ein zweiter Start-Entitätstyp beteiligt.
  • Referentiell: gibt an, dass der Start-Entitätstyp den Kontext des Ziel-Entitätstyps festlegt.
  • Extern: wenn die Beziehung zwischen einem Entitätstyp innerhalb eines Datenmodells und einem Entitätstyp außerhalb dieses Datenmodells besteht.

 

Die Kardinalität (n:m) wird in n = 1, n = c, m = 1, m = c, m = n und m = cn klassifiziert. Im Folgenden zwei Beispiele für Kardinalitäten:
1:c-Beziehung:

Ein Schüler besitzt einen oder keinen Busausweis. Ein Busausweis ist genau einem Schüler zugeordnet.

c:c-Beziehung:

Ein Schüler mietet keinen oder einen Spind. Ein Spind wird von keinem oder einem Schüler gemietet.

 

Was kann man mit Beziehungstypen abbilden?

Mit Beziehungstypen kann die gesamte Geschäfts- bzw. Ansprechpartnerstruktur eines Unternehmens abgebildet werden. Die angelegten Ansprechpartner werden über Beziehungstypen einer Organisation zugeordnet. Hierzu wird beispielsweise zum Ansprechpartner (Business Partner Typ Person) eine Beziehung von einem beliebigen Beziehungstypen (z.B. TBUR001) zum Kunden (Business Partner Typ Organisation) erzeugt. Dieser Beziehungstyp könnte die konkrete Ausprägung „ist Außendienstmitarbeiter von…“ besitzen.

Nachfolgend das Beispiel einer abgebildeten Außendienstleitungsstruktur:

 

Über Beziehungstypen lassen sich sogar unterschiedliche Organisationsstrukturen abbilden. Mit einem generischen Beziehungstypen (z.B. „berichtet an…“) für sämtliche Beziehungen könnte die Anzahl und damit die gesamte Komplexität der Beziehungstypen zusätzlich verringert werden. Dadurch ließen sich auch Kunden und Lieferanten flexibel in der Organisationsstruktur einordnen.

Wie können neue Beziehungstypen angelegt werden?

Neben den Standard-Beziehungstypen kann es erforderlich sein, weitere kundenbezogene Beziehungstypen anzulegen. Das Customizing erfolgt in der Pflegeview BUPA_TBZ9B über die Transaktion SM34. Darin kann definiert werden, wie eine Beziehung aus Sicht zweier Geschäftspartner aufgebaut ist. Um den neuen, angelegten Beziehungstypen in der BP-Transaktion auswählen zu können, muss sowohl die Datenverwendung der Anwendung als auch die Bildfolge gepflegt sein.

 

Bei der Anlage eines Beziehungstypen muss zusätzlich entschieden werden, ob es sich um einen gerichteten Beziehungstypen handelt oder um einen ungerichteten Beziehungstypen. Der gerichtete Beziehungstyp gibt an, dass die Beziehung von einem Geschäftspartner zu einem anderen nur einseitig existiert. Beispiele für einen gerichteten Beziehungstypen sind Mitarbeiter (Frau Lee ist Mitarbeiterin eines Unternehmens, das Unternehmen aber keine Mitarbeiterin von Frau Lee) oder Ansprechpartner. Die Ehe hingegen wäre ein Beispiel für einen ungerichteten Beziehungstypen, da hier beide Partner in gleicher Beziehung zueinanderstehen („ist Ehepartner von“).

 

Des Weiteren ist die Auswahl der Geschäftspartnertypen (Person, Organisation, Gruppe) erforderlich. Mit Hilfe von Customizing besteht die Möglichkeit, weitere Details zu hinterlegen, wie beispielsweise:

  • Verantwortliche Anwendungen
  • Nutzende Anwendungen
  • Sichten
  • Generische DiffTyp-Elemente
  • Textfunktionsbaustein
  • GP-Rollentypen -> GP-Rollen

Ein Beispiel eines gecustomizten Beziehungstypen:

 

Bei der Zuordnung von neuen Beziehungstypen ist zu beachten, dass ein konkreter Beziehungstyp von einer bestimmten Person nur einmal zu einer Organisation bestehen darf. Das heißt, dass die Geschäftspartnerin Barbara Lee mit der ID 1000030 nur einmal die Beziehung mit dem Beziehungstyp „betreut im Kreditmanagement“ zur Organisation XY haben kann. Sollte eine Person mehrere Beziehungen zu einer Organisation unterhalten, muss für jede einzelne ein unterschiedlicher Beziehungstyp genutzt werden.

 

Beispiel eines Geschäftspartners mit unterschiedlichen Beziehungstypen:

 

Im Gegensatz zu den Personen kann eine Organisation mehrfach den gleichen Beziehungstypen zu unterschiedlichen Personen oder Organisationen unterhalten.

 

Einem Beziehungstypen können zusätzlich auch Kontaktdaten des Ansprechpartners zugeordnet werden. Die Kontaktdaten reichen von der Telefonnummer über die Emailadresse bin hin zur Faxnummer:

Was geht nicht mit Beziehungstypen?

Wie bereits vorher beschrieben gibt es die Möglichkeit eine Organisationsstruktur anhand von Beziehungstypen abzubilden. Diese Art der Organigramm-Abbildung verfügt allerdings über kein anschauliches Strukturbild im SAP Standard. Dementsprechend wird bei einer hohen Anzahl an Beziehungen der Überblick über die Vertriebsstruktur sehr schnell unübersichtlich.

 

Beim Standard-Beziehungstyp „ist Ansprechpartner von“ können zwar mehrere Telefonnummern hinterlegt werden, jedoch ist dies bei allen anderen Beziehungstypen – egal ob Standard oder durch Customizing erstellt – nicht der Fall. Sollte neben einer geschäftlichen Telefonnummer auch eine Mobilfunknummer hinterlegt werden, ist eine Erweiterung des SAP Standards unumgänglich.
Es ist grundsätzlich möglich mehr als einen Kontaktdatensatz einzupflegen:

 

Die Daten werden allerdings nicht in der Tabelle BUT051 hinterlegt, sondern im Adressdatensatz der Organisation in der Tabelle ADR2:

Als Schlüssel fungieren die Adressnummer der Organisation, die ID der Person, ein Gültigkeitsbereich und eine ID. Es findet sich kein Bezug auf Beziehungstypen. Bei der Anlage eines Beziehungstypen als exakte Kopie der Ansprechpartnerbeziehung (TBUR001) verschwindet jedoch die Möglichkeit der Mehrfachangabe:

Hierbei handelt es sich um eine SAP-Besonderheit, wodurch nur die ursprüngliche Ansprechpartnerbeziehung TBUR001 diese Daten enthalten kann. Aus der Datensicht macht dies auch Sinn, da es keine Möglichkeit gibt, die Nummern den Beziehungen zuzuordnen.

 

Sollten Sie Fragen rund um den Business Partner haben, an einem Workshop, einer Systemanalyse oder einer Umstellung interessiert sein, so sprechen Sie uns jederzeit gerne an.