MRP – Material Requirements Planning – gibt es schon seit langer Zeit im SAP System. Über die letzte Zeit liest und hört man aber auch immer mehr vom „MRP Live“. In diesem Blogbeitrag wollen wir daher klären, was beide Begrifflichkeiten bedeuten und welche Unterschiede sie aufweisen.

 

Planung mit MRP – Veränderungen mit MRP Live

Der MRP-Lauf plant unter Berücksichtigung aller Bestände, Zugänge und Abgänge die aktuelle Bedarfs- und Bestandssituation. Es wird geprüft, ob aktuell eingeplante Zugänge und Bestände die Bedarfe decken können. Falls nicht, erstellt der MRP-Lauf weitere Zugangs-Objekte bzw. macht Vorschläge, geplante Zugangs-Objekte zu reduzieren. Ziel ist es die Bestandssituation zu optimieren, das heißt es muss genügend Material vorhanden sein, um Bedarfe zu decken – aber es soll auch kein überschüssiges Material im Kapital gebunden sein. Somit unterstützt der MRP-Lauf den Disponenten oder Fertigungsplaner bei seiner täglichen Arbeit.

 

Der MRP Live hat zusätzlich den Vorteil, dass er die Daten in Echtzeit verarbeitet und eine Eingrenzung der Auswahldaten ermöglicht. Somit ist ein flexiblerer Einsatz des Laufs möglich und die Performance des Systems wird deutlich weniger eingeschränkt. In der Vergangenheit hat man den MRP-Lauf meist über Nacht angestoßen, um die Performance nicht zu sehr zu beeinflussen. Dies ist somit mit MRP Live nicht mehr unbedingt notwendig. Außerdem entfällt die Erstellung der Materialliste (MD06). Dank der Aktualität des MRP Live kann man flexibler auf Bedarfsveränderungen reagieren.

 

Gegenüberstellung Auswahlparameter klassischer MRP und MRP Live

 

Folgende Aspekte lassen sich zwischen den beiden MRP Versionen unterscheiden:

MRP klassisch MRP live
Planungsumfang Der Planungsumfang muss separat festgelegt werden und war beschränkt. Häufig nachts geplant, da Dauer des Laufs langwierig und aufwendig. In der Eingabemaske kann detailliert ausgewählt werden, welche Materialien/Produktgruppen/Disponenten der MRP Lauf planen soll, benutzerorientiert
Steuerungsparameter Verarbeitungsschlüssel:

NETCH – Änderungsplanung

NEUPL – Neuplanung

Initial wird eine Änderungsplanung durchgeführt;

Neuplanung möglich, muss aber manuell ausgewählt werden

  Auswahlmöglichkeiten für Bestellanforderung & Lieferplaneinteilungen für extern bezogene Materialien werden immer Purchase Requisitions erstellt, für intern erstellte Materialien Planned Orders
  Dispoliste erstellen (MD06) entfällt – da Liste veraltete Daten enthält, wenig sinnvoll – wurde hauptsächlich zur Verbesserung der Performance verwendet
  Planungsmodus: dieser bestimmt, wie Beschaffungsvorschläge aus dem letzten Lauf verarbeitet werden sollen – Anpassung (1) oder Löschung & Neuplanung (3) Planungsmodus 2 entfällt – Stückliste nach Stücklistenänderungen neu auflösen

 

  Terminierung Auswahl zwischen Eckterminbestimmung für Planaufträge (1) oder Durchlaufterminierung und Kapazitätsplanung (2)
  Dispositionsdatum: Es kann gewählt werden für welches Datum der Dispositionslauf durchgeführt werden soll entfällt – Durchführung des Laufs findet sofort statt
  Parallelverarbeitung: Der MRP Lauf wird z.B. in verschiedenen Modi ausgeführt, um die Laufzeit zu verbessern entfällt, da Performance des Laufs insgesamt verbessert wurde
  Materialliste anzeigen: Zeigt an welche Materialien im MRP-Lauf berücksichtigt wurden entfällt
  N/A NEU Geänderte Stüli-Komponenten: Für alle Komponenten der Stückliste, für die sich der Sekundärbedarf durch den MRP-Lauf geändert hat, werden im Planungslauf ebenfalls berücksichtigt.
  N/A NEU AuftrSTLKomp: alle Komponenten in den Auftragsstücklisten der eingeplanten Materialien werden im MRP Lauf berücksichtigt, auch wenn keine Änderungen vorgenommen wurden
  N/A NEU Umlagerungsmaterialien: MRP-Lauf abgestimmt auf Reihenfolge, in der Materialbedarfe in nachgelagerten Werken entstehen

 

Ablauf Planungslauf

  1. Durchlauf MRP Live mit allen Materialien, die geplant werden können
  2. Durchlauf MRP Klassisch mit Materialien, die nicht mit MRP Live geplant werden können bzw. sollen oder die im ersten Lauf auf Fehler gelaufen sind
  3. Automatische Erstellung einer Liste der Materialien, die auf Fehler gelaufen sind, z.B. wegen falscher Stammdaten

Falls sie mehr zum detaillierten Ablauf des MRP Lives wissen möchten, bleiben Sie bei unserem Blog auf dem Laufenden, denn dazu folgt ein eigener Beitrag.

 

Fiori App

Es gibt auch eine Fiori App zur Planung des MRP-Laufs, die Anwendung „MRP-Lauf einplanen“. Der Aufbau und die Auswahlkriterien gleichen denen in der SAP GUI.

 

Es sind auch weitere Apps verfügbar, die sich der Planer zur einfacheren Analyse der Ergebnisse anpassen kann:

 

Fazit

Es ist zu beachten, dass MRP Live aktuell noch parallel zum klassischen MRP Lauf durchgeführt werden muss. Aber mit jedem Release wird der MRP Live um Funktionen aus dem klassischen MRP Lauf erweitert.

Ein weiteres hilfreiches Tool, welches mit dem S4/HANA Release 1909 eingeführt wurde ist das pMRP (predictive Material Resource Planning). Dieses ist als Vorstufe des MRP Live zu verstehen. Man kann bereits vorab in Simulationen prüfen, ob eine Veränderung in der Bedarfssituation mit den aktuellen Ressourcen abdeckbar ist. Wenn Sie mehr hierzu erfahren möchten, lesen sie unseren Blog-Beitrag  „SAP pMRP“.

Falls Sie nun noch offene Fragen zum Thema haben, melden Sie sich gerne bei uns – wir helfen Ihnen weiter! Und falls Sie weitere spannende Artikel rund ums Thema S/4HANA interessieren, schauen Sie durch unsere weiteren Artikel dieses Blogs – oder abonnieren Sie ihn direkt, um keine Beiträge zu verpassen.