Im letzten Quartal dieses Jahres steht ein neues SAP Release an. Fokus dieses Releases sind eine Vielzahl an Verbesserungen und die Umsetzung dringender Kundenwünsche. Dazu gehört in erster Linie eine Reihe von Anpassungen der User-Experience.
Besonders für das neu mit S/4HANA implementierte SAP EWM, stehen wesentliche Verbesserungen an, die besonders im Umfeld Integration mit anderen SAP Komponenten notwendig sind. Dazu gehört in erster Linie die Integration des ERP.

 

User-Experience

Die Ausrichtung der Nutzerfreundlichkeit zielt besonders auf das Umfeld der FIORI Oberfläche ab, die um neue Apps erweitert werden soll, aber auch Verbesserungen der bereits vorhandenen Applikationen beinhaltet. Jedoch werden auch übergreifende Technologien erweitert. So soll mit dem kommenden Release ein Service zur Nutzung von Anhängen implementiert werden. Ein nützliches Feature, welches bereits in vielen anderen SAP Komponenten zum Einsatz kommt. Für EWM wird hierzu die Möglichkeit des Monitorings angepasst und bestehende Transaktionen ausgebaut.

 

Das Monitoring wird ebenfalls um Funktionen zur Nachverfolgung von Radio-Frequency Transaktionen erweitert. Diese Neuerung beinhaltet dazu die entsprechenden Möglichkeiten für Dokumentationen und Traces, sowie ein BAdI (der BAdI ist Stand August noch nicht konkret benannt) zur kundenspezifischen Anpassung und einen Report zum Löschen der Log-Files. Im Umfeld des Radio-Frequency gibt es darüber hinaus eine neue Funktion, die es durch Nutzung einer Ausnahmebehandlung erlaubt, eine Lageraufgabe zu überspringen und die nächste zu bearbeiten.

 

Die viel gefragte Kundenanforderung, die Fehlteilprüfung im Zuge des Wareneingangs, wurde ebenfalls in dem neuen SAP Release bedacht. Teile, die an einer bestimmten Stelle im Lager oder der Produktion als fehlend gemeldet wurden, sollen direkt während des Einlagerungsprozesses berücksichtigt werden. Dazu findet eine Anpassung des Userinterfaces und der Erfassung der Bestandslokation statt.
Auch die Systemperformance soll mit dem Update verbessert werden. Die Verbesserung soll durch die Vermeidung des Aufrufs unnötiger PPF-Aktionen erfolgen. Beispielsweise soll die Aktion zum Druck von Handling Units nicht bei jeder Bewegung geprüft werden.

 

FIORI Launchpad

Im vorgehenden Punkt wurde bereits die Anpassung und Erweiterung der FIORI Oberfläche angesprochen. Wir wollen die dortigen Änderungen nun näher beleuchten.
Zur Verbesserung der analytischen Services werden mit dem Release 2020 neue Kennzahlen eingeführt. Dabei kommt ein neuer Core Data Service (CDS) zum Einsatz. Diese Kennzahlen sollen sich zukünftig über eine Übersichtsseite in SAP FIORI anzeigen lassen. Diese Funktion könnte mit dem von uns entwickelten Advanced EWM Dashboard verglichen werden, in dem wir bereits eine Fülle an relevanten Lagerkennzahlen abbilden können. Vorteil des Leitstandes ist es, dass bereits wesentliche Kennzahlen definiert sind, die durch die neuen Kennzahlen von SAP ergänzt werden können.

Nachfolgend eine Liste weiterer FIORI-Apps die eine Anpassung erhalten oder neu hinzu kommen:

  • Anlieferung ändern und Lieferbestätigungen – Lieferungen
    • Nachdem im Laufe der letzten Releases bereits SAP-Notes zur Erweiterung der Möglichkeiten mit Serialnummern hinzugefügt wurden, sollen nun auch im Standard und in Fiori diese Möglichkeiten bereitgestellt werden. Dazu werden die Apps für Serialnummern und weitere Selektionsfelder ergänzt.
  • Verwaltung von Anhängen
    • Neue Apps zur Thematik vorhanden
    • Anpassung vorhandener Apps zur Nutzung von Anhängen
  • Verbesserungen im Bereich Kanban
    • Neue App
    • Dokumentation in Kanban-Informationen
    • Rücksetzen des Status „Voll“ zu „Leer“
  • Inventur
    • App zum Erfassen der Zähldaten wird angepasst, um eine Teilzählung zu ermöglichen
  • Neue App zur Bearbeitung von Lageraufgaben

 

Migration – Dezentrales EWM

Neben der Migration aus einem WM System zu SAP EWM wird es in den folgenden Releases auch notwendig werden, Daten aus einem dezentralen EWM nach EWM on S/4HANA zu migrieren. Die Nutzung einer externen Datenbank, die nicht von SAP bereitgestellt wird, soll in zukünftigen Versionen nicht mehr unterstützt werden. SAP stellt deshalb eine Reihe neuer Tools zur Verfügung, um den Umstieg zu erleichtern. Guides zur Implementierung sollen ebenfalls bereitgestellt werden.
Für den Umstieg von WM nach EWM ergeben sich dabei keine Unterschiede. SAP stellt einige Transaktionen zur Migration bereit, allerdings bietet sich auch die Alternative einer automatisierten Migration mit unserem S4T – WM to EWM Migrator.

 

Integration

In der neuen EWM Version wird auch das Thema Integration eine große Rolle spielen. Nachfolgend eine Liste der integrativen Verbesserung im kommenden Release 2020:

 

ERP-Integration

Die ERP-Integration ist die Basis für das EWM. Die Systeme stehen im stetigen Austausch miteinander. Viele Stammdaten werden von beiden Systemen genutzt oder im EWM aufbauend auf ERP-Daten ergänzt. Dies ist beispielsweise für den Materialstamm der Fall. Um Datenredundanz zu vermeiden und zu simplifizieren wird im neuen Release nur noch ein übergreifendes Serialnummernprofil genutzt.
Auch Warenbewegungen sollen in beiden Systemen erfasst werden. Dazu werden Anpassungen der synchronen Buchungen in Produktion und Lager zwischen ERP und EWM vorgenommen. Im Zuge dieser Anpassungen soll auch die GUI eine Veränderung erfahren, indem eine Integration zwischen Lagerverwaltungsmonitor und MIGO erfolgt.

QM-Integration

Das embedded EWM erhält neue QM-Lösungen basierend auf Fehlern und Qualitätsmeldungen. Es werden neue Folgefunktionen für Bestandsbuchungen eingeführt, die ein oder mehrere Materialien gleichzeitig berücksichtigen. Ebenso soll es neue Bestandszuordnungen im EWM für QM geben.

TM-Integration

Die Integration von SAP TM soll insgesamt vereinfacht werden, indem viele Funktionen des EWM übergreifend nutzbar gemacht werden. Beispielsweise sollen Aktionen an Lagertoren durch EWM Aktivitäten abgebildet werden und die Nutzung von Transporteinheiten optional gestaltet werden. Ebenso soll die Nutzung des Versands in der Lagerverwaltung im Standard bei der TM-Integration unterstützt werden.

JIT-Integration

Just-in-time (JIT) Szenarios werden nutzbar und im Zuge dessen um spezifische Attribute im EWM erweitert.

Retail-Integration

Zukünftig sollen IDocs genutzt werden können, um Artikelstammdaten in SAP EWM anzulegen und zu ändern. Zur Nutzung dieser Funktion wird eine Customizing Einstellung für Retail hinzugefügt.

 

Zusammenfassung

Das neue S/4HANA Release bringt für das Extended Warehouse Management eine Reihe neuer Funktionen mit sich, die allerdings am Basisfunktionsumfang wenige Änderungen vornehmen. Viel mehr liegt der Fokus auf User-Experience und Simplification. Besonders die integrativen Neuerungen sind interessant und weiter zu beobachten, da diese doch noch das größte Manko im Vergleich zu SAP WM darstellen. Für 2021 wurde bereits die verbesserte Integration mit SAP PM angekündigt.