In diesem Blogbeitrag geben wir einen Überblick, wie die Inventur bei geöffneter Filiale durchführt werden kann und wie diese im Zusammenhang mit dem SAP Customer Acitivity Repository funktioniert.

 

Durch die Einführung der Inventur in der geöffneten Filiale ergeben sich einige Möglichkeiten, die ansonsten nicht zur Verfügung stehen. Allen voran kann die Zählung der Waren nicht nur vor der Ladenöffnung oder nach der Ladenschließung durchgeführt werden, sondern untertägig und wenn sich die Zählung im Laden anbietet. Dadurch können ruhige Phasen während der Öffnungszeit für die Inventurdurchführung genutzt werden. Vorausetzung hierfür ist, dass der genaue Zeitstempel der Zählung erfasst und im Inventurbeleg festgeschrieben wird. Da der Verkauf der gezählten Waren jederzeit möglich ist, finden somit Bestandsveränderungen vor und nach der Zählung durch den Kunden statt. Diese Veränderungen müssen bei der späteren Verarbeitung der Inventurbelege in SAP berücksichtigt werden, damit der korrekte Buchbestand zum Zählzeitpunkt ermittelt werden kann. Das System ist in der Lage die Verkäufe der entsprechenden Waren einzubeziehen, nicht aber die Waren, die sich zum Zählzeitpunkt im Warenkorb der Kunden befinden.

 

Um die Inventur bei geöffneter Filiale zu ermöglichen, müssen einige Customizing-Einstellungen vorgenommen werden. Zunächst muss im Customizing unter Vertrieb / POS-Interface / Eingang / Erweiterung: Steuerung Filialinventur im entsprechenden POS-Eingangsprofil das Häkchen bei Inventur wird bei geöffneter Filiale durchgeführt gesetzt werden:

Damit der korrekte Buchbestand zum Zeitpunkt der Inventurzählung ermittelt werden kann benötigt das System die bongenauen POS-Abverkaufsdaten. Es gibt drei Möglichkeiten diese Daten zu ermitteln:

  1. Die bongenauen POS-Abverkaufsdaten werden mittels Idoc WPUBON an das System gesendet und sind somit bereits im System vorhanden.
  2. Bei Verwendung des SAP Customer Acitivity Repository (SAP CAR) werden die bongenauen Abverkaufsdaten im POS DTA verarbeitet und aggregiert. Die aggregierten Umsatzdaten werden mittels Idoc WPUUMS an das System gesendet. Um für die Berechnung des Buchbestandes die bongenauen Abverkaufsdaten zu ermitteln, greift das System auf die PIPE im SAP CAR zu.
  3. Sind die Daten an anderer Stelle vorhanden, ist es möglich einen eigenen BADI zu implementieren, der die Ermittlung der bongenauen Abverkaufsdaten individuell vornimmt.

Die Steuerung der POS-Datenermittlung wird ebenfalls in der Einstellung Erweiterung: Steuerung Filialinventur im entsprechenden POS-Eingangsprofil ausgewählt. Hier muss nun aus einer der drei Optionen gewählt werden:

In diesem Beitrag wird die zweite Option mit der Nutzung der PIPE im SAP CAR ausführlich behandelt. Dabei werden die bongenauen Abverkaufsdaten im POS DTA zunächst prozessiert und aggregiert. Diese Aggregate werden mittels WPUUMS Idoc ans S/4 gesendet und dort weiterverarbeitet. Die für die Buchbestandsermittlung relevanten Abverkaufsdaten müssen korrekt und vollständig im S/4 verarbeitet sein. Aus diesem Grund muss bei erfolgreicher Verarbeitung des Aggregats eine Bestätigung an SAP CAR gesendet werden. Unter dem Punkt Vertrieb / POS-Interface / Eingang / Steuerung des verdichteten Umsatzes muss das Häkchen bei Bestätigung senden gesetzt werden, um bei erfolgreicher Verarbeitung der WPUUMS eine Nachricht zu senden.

Um die Inventurbelege mit den Zählergebnissen zu verbuchen, muss nach der Eingangsverarbeitung der Inventuridocs der Buchbestand zum Zählzeitpunkt berechnet werden. Ohne diese Berechnung kann eine Inventur, die bei geöffneter Filiale durchgeführt wurde, nicht verbucht werden. Dazu wird der Report R_SRS_PI_STOCK_CALC (Transaktion WSTI_R_PI_CALC) ausgeführt. Dieser Report selektiert auch dir relevanten Umsatzaggregate und prüft, ob diese erfolgreich verarbeitet wurden. Außerdem wird in diesem Zuge, nach der im Customizing ausgewählten Methode (hier PIPE im CAR), geprüft, ob alle relevanten POS-Transaktionen auch ans S/4 übermittelt wurden.

Falls noch unverarbeitete oder fehlerhafte Transaktionen im CAR existieren, die aber für die Buchbestandsberechnung relevant sind, wird ein Fehler zurückgegeben und die Verbuchung des Inventurbeleges kann nicht durchgeführt werden. Dadurch wird sichergestellt, dass alle POS-Transaktionen, die den Buchbestand zum Zählzeitpunkt bei geöffneter Filiale beeinflussen berücksichtigt werden.

Die relevanten Umsatzaggregate werden im S/4 in der Tabelle WSTI_MKPF_INDEX gesichert. Um das Wachstum dieser Tabelle zu steuern, sollte der Report R_SRS_WSTI_POS_EVENT_DELETE zur Reorganisation in geeigneten Intervallen eingeplant werden.