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FICO – wesentliche Unterschiede zwischen ECC und S/4HANA

S/4HANA bietet zahlreiche Verbesserungen und Neuerungen im Bereich FICO. In unserem heutigen Beitrag versuchen wir einen verständlichen Überblick über die wichtigsten Änderungen zu geben.

Die Entwicklung vom sogenannten „Zweikreissystem“ in Richtung „Einkreissystem“ war einer der größten Veränderungen im FICO vom R/3 zum SAP ERP. Einfacher gesagt, die einst eher separaten Module Finance und Controlling rückten näher zusammen. Diese Entwicklung wird mit S/4HANA nochmal deutlich weiter ausgebaut – durch die Verknüpfung des Datenmodells der beiden Module.

Zudem wurden weitere grundlegende Änderungen vorgenommen. Manche der neuen Komponenten bzw. Funktionen sind mit S/4 sogar verpflichtend. Dazu gehört z.B. das neue General Ledger (GL), die neue Anlagenbuchhaltung oder das FSCM. Andere Funktionen können optional eingesetzt werden.

Im Folgenden gehen wir genauer auf ausgewählte Beispiele und die wichtigsten Änderungen ein. Der Schwerpunkt liegt hierbei vor allem im externen Rechnungswesen.

 

Vereinfachtes Datenmodell

Zuerst möchten wir dabei das vereinfachte Datenmodell nennen, denn hier wurde die Komplexität stark reduziert. Das liegt zum einen daran, dass S/4HANA mit der HANA Datenbank eine sogenannte „In-Memory-Datenbank“ besitzt. Dadurch werden Summen- und Indextabellen von Vornherein hinfällig. Zudem existierten im FICO in ECC viele Tabellen Informationen auf aggregierter Ebene, bildeten Einzelposten ab und FI und CO Informationen sind stark auf technischer Ebene getrennt.

Im S/4 wird hier aufgeräumt, denn hier existiert nun vor allem eine sehr zentrale Tabelle, die ACDOCA. Diese enthält alle Informationen auf Einzelpostenebene, die im FICO benötigt werden. Mit etwa 370 Spalten (unterschiedlich je nach Branche, Einstellung etc.) stellt die ACDOCA eine „Single Source of Truth“ dar, die alle Informationen enthält. Dadurch werden Redundanzen vermieden, Abstimmungsaufwände entfallen und es entsteht ein reduzierter Speicherbedarf. Bei Bedarf kann die Tabelle auch relativ einfach erweitert werden. Für alte Tabellen aus dem ECC werden in S/4 HANA Views auf die ACDOCA bereitgestellt, um ähnliche Ansichten zu erhalten.
Auf die ACDOCA sind wir auch bereits in unserer Material Ledger Reihe (Teil 1: Einführung, Teil 2: Istkostenkalkulation und Teil 3: Tabellenänderungen) im dritten Teil genauer eingegangen.

Durch die Nutzung dieser einen großen Tabelle beginnt auch eine technische Verschmelzung der Module FI und CO zur Line of Business „Finance“, denn es wurde bemerkt, dass die Bereiche FI und CO gar nicht so unterschiedlich sind wie zuvor angenommen und sich stark überschneiden. Dies soll insgesamt zu einer Effizienzsteigerung führen. Die ACDOCA wird auch als „Universal Journal“ betitelt. Dieses ist einer der wesentlichen Schritte des „neuen Hauptbuches“.

 

 

Flexibleres Hauptbuch

Und zu genau diesem Hauptbuch kommen wir nun im nächsten Themenabschnitt. Im S/4 HANA sind Ledger- und Kontenlösung nun gleichzeitig möglich. Betrachtet man die Ledgerlösung genauer, gibt es drei verschiedene: Das führende Ledger, das Standard Ledger und das sogenannte Erweiterungsledger. Für jeden Mandanten gibt es hier im Hauptbuch ein führendes Ledger. Daneben können dann weitere Standard Ledger definiert werden, die dann aber eben nicht-führend sind. Hier können verschiedene Rechnungslegungsvorschriften abgebildet werden. Darüber hinaus können dann noch die Erweiterungsledger angelegt werden, welche nur Delta Werte abspeichern. Dabei können mehrere Erweiterungsledger auf ein zugrundeliegendes Ledger verweisen, wobei dieses die Basis für die Erweiterungsledger darstellt.

 

Als zweiter Punkt für das flexiblere Hauptbuch ist zudem das nachträgliche Dokumentensplitting zu nennen. Im Customizing kann hierzu nachträglich die Belegaufteilung durchgeführt werden.

In der neuen Anlagenbuchhaltung wurden auch deutliche Verschlankungen und Vereinfachungen durchgeführt. Hier sind Reports z.B. durch das bereits genannte Universal Journal mit der zentralen Tabelle ACDOCA vereinfacht. Durch die parallele Währungsführung ergibt sich zudem eine angenehmere Konsolidierungsvorbereitung sowie eine Buchung der parallelen Werte mit den tatsächlichen Werten in Echtzeit. Eine Buchung separater Belege je nach Rechnungslegungsvorschrift ist ebenfalls möglich. Im Prozess generell findet sich ein optimierter Abschluss durch den Wegfall von unnötigen Transaktionen und das Ersetzung bzw. die Zusammenfassung von Transaktionen.

 

Effektivere Konsolidierung

Im ECC sind vier Insellösungen (EC-CS, SEM-BS, BFC, BPC) zur Konsolidierung angeboten, wobei in S/4HANA die ersten drei genannten Lösungen abgelöst werden und zur S/4 Finance for Group Reporting zusammengefasst. BPC wird zur S/4HANA BPC.

Das S/4 Group Reporting fast die Vorteile der drei ECC Lösungen in einer zusammen und ermöglicht hierdurch auch eine engere Zusammenarbeit, weg vom vorherigen Prinzip der Insellösungen. Dieses Group Reporting greift dann wieder auf die ACDOCA für den lokalen Abschluss zu. Durch die Nutzung der ACDOCA wird auch hier wieder der Abstimmungsaufwand stark reduziert und es ist ein Drilldown bis auf Belegebene möglich. Der Konzernabschluss erfolgt dann in der ACDOCU. Durch das Group Reporting können hier z.B. auch Daten von non-SAP integriert werden.

Nur kurz anschneiden möchten wir noch das Intercompany Matching & Reconciliation. Hierbei soll die Abstimmung zeitnah und automatisierter durchgeführt werden können. Zudem ermöglicht das Group Reporting auch die Matrixkonsolidierung, für welche im ECC meist größere Lösungen benötigt wurden.

 

Nützliche Fiori Apps

In Fiori haben sich einige praktische Apps etabliert, von denen wir ein paar kurz vorstellen möchten:

 

Fazit

Wir hoffen, Ihnen einen übersichtlichen Beitrag zu dem Modul FICO in ECC sowie S/4HANA gegeben zu haben.

Die Einführung des neuen Hauptbuchs und des Material Ledgers bieten sich auch sehr gut als Vorprojekte an, da aus der großen Systemumstellung diese Themen herausgenommen werden können und die Umstellung somit etwas an Umfang verliert. Dies kann wiederum Risiken und den Aufwand generell reduzieren. Daher bietet sich die Umstellung auf das neue Hauptbuch im Vorfeld schon sehr gut an.
Wichtig ist hierbei immer in Hinterkopf zu behalten, dass das neue FI/CO nicht nur ein einfaches Upgrade darstellt, sondern durch die vielen Veränderungen ein komplexes Vorhaben darstellt.

Falls Sie nun noch weitere Fragen zum Thema haben, kontaktieren Sie uns – unsere Berater helfen Ihnen gerne!

Fabian Ott | Head of MM, SD und Stammdatenmanagement
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