10.01.2019 | Reinhold Gieß
Für die Abbildung von Außenhandelsprozessen bietet SAP seit vielen Jahren die Standardlösung SAP Global Trade Services (SAP GTS). Diese ermöglicht es, den Anforderungen der Europäischen Union zur Abgabe von INTRASTAT-Meldungen gerecht zu werden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht in diesem Artikel, was sich bei der INTRASTAT-Berichterstattung durch das Modul „SAP S/4HANA for International Trade“ ändert und wie sich diese Neuerung auf das alte SAP GTS auswirken könnte.
Innergemeinschaftliche Handelsstatistiken (INTRASTAT) sind erforderlich zur Beantwortung von Fragen bezüglich Konjunktur oder Handelspolitik. Dafür benötigte Daten werden über INTRASTAT-Meldungen europäischer Firmen generiert. Diese geben Aufschluss über den Warenverkehr zwischen Mitgliedsstaaten. Gerade im Zuge der Globalisierung ist eine genaue Datenerfassung des Warenverkehrs von besonderer Wichtigkeit. Um möglichst aussagekräftige Statistiken zu entwickeln, sind daher alle Unternehmen zur Abgabe von INTRASTAT-Meldungen bis zum 10. Arbeitstag nach Ablauf des Berichtsmonats verpflichtet (§ 25 Abs. 2 AHStatDV), sofern sie einen gewissen Mindestwert an Versendungen und Erwerben in andere Mitgliedsstaaten erreicht haben. Die Grenzwerte unterscheiden sich jedoch länderspezifisch.
Deutsche Unternehmen zum Beispiel sind zur Abgabe von INTRASTAT-Meldungen verpflichtet, sofern ihre jährlichen Versendungen oder Eingänge in andere Mitgliedsstaaten im laufenden Jahr oder im Vorjahr 500.000 € bei Versendungen bzw. 800.000 € bei Eingängen überschritten haben.
Für die Abgabe von INTRASTAT-Meldungen sind die von EU-Behörden vordefinierten Formulare mit Informationen zu füllen. Darunter fallen relevante Angaben über Bestellungen - z. B. Steuernummer, Güterbeschreibung, Warennummer oder auch länderspezifische Daten:
SAP ermöglicht eine INTRASTAT-Berichterstattung, indem es die benötigten Informationen auf transaktionaler Ebene auf der Grundlage des Finance Set-ups, Material Management Set-ups und Sales and Distribution Set-ups erfasst.
Für die Auswahl der relevanten Dokumente im Eingang wird der Transaktionscode MEIS verwendet, bei Versendung VE01.
Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft einen Schritt im System, bei dem Außenhandelsinformationen angegeben werden müssen. In diesem Fall versendet Frankreich (FR) Waren nach Deutschland (DE):
Weitere Merkmale einer Sendung wie Warenwert oder Gewicht müssen festgehalten werden.
Ein Wechsel von SAP GTS auf SAP S/4HANA ist nicht obligatorisch, da für GTS auch in den nächsten Jahren Weiterentwicklungen zu erwarten sind. Vor allem für Unternehmen mit mehreren ERP-Systemen in hybriden Landschaften stellt SAP GTS eine bewährte Lösung für den Zoll- und Außenhandel dar.
Allerdings bringt SAP S/4HANA neue und verbesserte Funktionalitäten hervor, deren Nutzung über SAP GTS nicht möglich sind. Unternehmen, die bisher kein SAP GTS verwenden, aber bereits S/4HANA eingeführt haben, können durch GTS inspirierte neue Funktionalitäten nutzen. Auch Kunden, die SAP S/4HANA einführen, können ihre bestehenden SAP GTS Funktionen weiter anwenden, was sich als großer Mehrwert herausstellt. Durch SAP S/4HANA wird ein schnellerer und genauerer Zugriff auf das Reporting der grenzüberschreitenden Warenbewegungen gewährleistet. Außerdem wird eine gesetzliche Überwachung des Exports (Legal Control) angestrebt, und abschließend sollen auch Entwicklungen im Bereich des Exportmanagements folgen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass für die jeweiligen Länder Anpassungen vorgenommen werden können.
INTRASTAT-Meldungen können auch über das Fiori Launchpad gesteuert werden. Nachfolgende Abbildung zeigt, wie eine INTRASTAT-Meldung mittels der Fiori App „Manage Intrastat Declarations“ erfasst werden kann:
Wie sollten Unternehmen nun also verfahren, wenn sie eine Abbildung von Zoll- und Außenhandelsprozessen in SAP GTS wünschen, aber auch von den Vorteilen von SAP S/4HANA profitieren wollen?
Da jedes Unternehmen, das SAP S/4HANA implementiert, auch bestehende SAP GTS Funktionen weiter nutzen kann, ist die Entscheidung den Unternehmen selbst überlassen. Es sind keine Nachteile zu befürchten. Liegt das Ausschöpfen der neuen Funktionalitäten im vordergründigen Interesse von Unternehmen, so ist die Umstellung auf SAP S/4HANA vermutlich als die bessere, innovativere und auch langfristigere Variante anzusehen.