Bei Just in Sequence und Just in Time, abgekürzt als JIT und JIS, sollen Materialien vom Lieferanten nur zu bestimmten Zeiten (JIT) und / oder in bestimmter Reihenfolge (JIS) geliefert werden. SAP hilft bei der Abbildung dieser Prozesse und hat nun das New JIT & JIS der „nächsten Generation“ mit dem Supply to Production und Supply to Customer veröffentlicht.

 

In einem vorhergehenden Beitrag haben wir hierbei genauer die Vorteile und Neuerungen dieses neuen JIT und JIS betrachtet, sowie die einzelnen, relevanten Releases.

 

SAP möchte mit der neuen Lösung das gesamte System abbilden gliedert das JIT und JIS zudem in zwei Prozesse: Der „Supply to Customer“ und der „Supply to Production“. Letzteren Prozess haben wir bereits im letzten Beitrag der Serie behandelt. Im nun dritten Teil der Serie möchten wir dabei auf den Bereich „Supply to Customer“ eingehen.

Hier betrachten wir entsprechend, dass Komponenten und Module, die für die Fertigung oder Montage beim Kunden (z.B. OEMs) benötigt werden, in der erforderlichen Menge und zum erforderlichen Zeitpunkt geliefert werden.

 

Supply to Customer – die Highlights

Das „Supply to Customer“ umfasst den End-to-End-Prozess vom Empfang der JIT- oder JIS-Abrufe bis hin zur Lieferung und Abrechnung der Komponenten oder Module an den jeweiligen Kunden.

 

Folgende Punkte werden als die Hauptvorteile gesehen:

  • Unterstützung der Sammellieferbestätigung mit Bezug auf mehrere JIT-Abrufe sowie die Integration in das Gutschriftsverfahren
  • Hohe Flexibilität bei der Komponentengruppen-/Modulfindung durch regelbasierte Komponentengruppenfindung. Diese basierend auf SAP Business Rules Service, der auf SAP Business Technology Platform läuft (mehr zur SAP BTP kann in unserem Blog zum Thema gefunden werden)
  • Vereinfachte Gruppierung sequenzieller JIT-Abrufe, wodurch sequenzielle JIT-Abrufe zum Verpacken in der richtigen Reihenfolge gruppiert werden können. Abrufe können JIT-Packspezifikationen zugeordnet werden. Für JIT-Nachbestellungsabrufe ist das mehrstufige Verpacken und das separate Verpacken möglich
  • Integration mit SAP EWM eingebettet in SAP S/4HANA, was die Kommissionierung aus SAP EWM für Mengenabrufe ermöglicht
  • Verbesserte Usability dank neuer Benutzeroberfläche (SAP Fiori) und z.B. einer Übersichtsseite sowie einer Monitoring-App für JIT-Abrufe
  • Verbesserte Transparenz durch Analysen wie z.B. Bestandsverfügbarkeitsanalysen, Bedarfsanalysen oder Überwachungsapps um von einem reaktiven in einen proaktiven Arbeitsmodus zu gelangen

 

 

Supply to Customer – der Prozess

Es gibt verschiedene Varianten JIT einzuführen, aber folgende Punkte sind dabei immer gesetzt:

  • Zwischen Lieferant und Kunde müssen langfristige Lieferbeziehungen mit Rahmenvereinbarungen über Zielmengen pro Komponente für eine Vertragslaufzeit bestehen.
  • Der Kunde sendet Prognosedaten für erwartete Bedarfe gemäß dem geplanten Produktionsprogramm, die für die Produktionsplanung durch den Lieferanten bestimmt sind.
  • Der Kunde sendet JIT-Abrufe, um dedizierte Lieferbedarfe innerhalb eines kurzfristigen Horizonts zu übertragen.
  • Es muss ein Rahmenvertrag bestehen, der neben den Mengenvereinbarungen in der Regel auch die Anforderungen an die JIT-Belieferung abdecken muss.

 

 

Die folgende Grafik zeigt den Beispielprozess im Überblick:

JIT Prozess: Supply to Customer
Quelle: SAP Help Portal – JIT Supply to Customer

Für dieses Integrationsszenario wie in der Grafik gezeigt, ist das Electronic Data Interchange (EDI) erforderlich.

 

Zwei Prozessschritte sind dabei zur bisherigen Lösung erheblich verbessert worden: Die Lieferbestätigung und die Verpackungsgruppenspezifikation bzw. Verpackungsgruppen.

 

Bei der Lieferbestätigung wird jetzt auch die Sammellieferbestätigung mit dem Zugriff auf mehrere JIT-Abrufe unterstützt. Zudem wurde die Abwicklung um den Konsignationsprozess erweitert – dabei werden die Teile zum Kunden in das Konsignationslager versendet, befinden sich aber noch im Besitz des Lieferanten. Wenn Teile aus dem Lager genommen werden sollen, wird eine Lieferbestätigung vom Kunden gesendet. Daraufhin folgt der Konsignationsausgabeprozess und es wird eine Auslieferung angelegt und der Warenausgang verbucht. Zudem kann dann festgelegt werden, ob und wie Nachbestellungen in den Prozess aufgenommen werden soll.

 

Die Verpackungsgruppenspezifikation ist die Grundlage für die Erstellung von Verpackungsgruppen für JIS-Aufrufe. Auch mehrstufiges Verpacken sowie separates Verpacken für JIT-Nachbestellungsabrufe sind möglich. Für den Prozess wurden zwei neue Fiori-Apps entwickelt:

  • Just-in-Time-Verpackungsgruppenspezifikation: Hier können die Spezifikationen erstellt und gepflegt werden.
  • JIT-Lieferfolgegruppen verwalten: Erstellung und Bearbeitung der Gruppen von Komponentengruppenmaterialien.

 

Arten der JIT-Abrufe des Kunden

Im JIT/JIS der nächsten Generation werden verschiedene Arten von JIT-Abrufen verwendet, einige sind hier schon aus der alten Lösung bekannt:

  • Mengenabruf oder Kanban-Abruf: Wird oft verwendet, wenn mehrere Container einer Komponente in der Produktion platziert werden können und ihr Verbrauch normalerweise konstant ist. Die Anforderung eines JIT-Abrufs erfolgt entweder verbrauchsabhängig oder bedarfsabhängig.
  • Lieferauftrag oder Lieferabruf: Hier finden sich JIT-Abrufe, bei denen mehrere Komponenten ohne Bezug zu einem Produktionsauftrag angefordert werden, die alle zusammen geliefert werden sollen.
  • Auftragsbezogener JIT-Abruf: Auftragsbezogene Feinabrufe kommen zum Einsatz, wenn der Kunde konfigurierbare Produkte und Komponenten herstellt, die aufgrund der Konfigurationsmöglichkeiten eine hohe Variantenzahl aufweisen oder so sperrig sind, dass der Platz in der Produktion ein limitierender Faktor ist. Die Menge eines solchen Abrufs liegt daher häufig auch nur bei 1.
  • Sequenzierter JIT-Abruf oder Just-in-Sequence (JIS)-Abruf: werden aus den gleichen Gründen wie auftragsbezogene JIT-Abrufe verwendet, allerdings in der Serienfertigung, wo einzelne Produkte nacheinander hergestellt werden. Bei sequenzierten JIT-Abrufen erwartet der Kunde die Lieferung in genau der vorgesehenen Produktionsreihenfolge – also in Kombination mit JIS.

 

Fazit

Im Bereich Supply to Customer gab es folglich einige Neuerungen. Wir hoffen, Ihnen hier einen verständlichen Überblick gegeben zu haben.

Hier finden Sie noch die vollständige SAP-Dokumentation zum Thema JIT/JIS Next Generation Supply to Customer für weitere Informationen.

Und sollten Sie nun noch weitere oder offene Fragen haben, dann melden Sie sich – unsere Berater helfen Ihnen gerne weiter!

Unsere Quellen: [1], [2], [3], [4]